Radwanderkirchen Wesermarsch-Süd

Von Kirchturm zu Kirchturm - Mit dem Fahrrad unterwegs in der Hunteniederung und südlichen Wesermarsch

Lage: südliche Wesermarsch, nördlicher Landkreis Oldenburg
Etappen: Oldenburg, Blankenburg, Holle, Neuenhuntorf, Berne, Hude
Start/Ziel: Dreifaltigkeitskirche Oldenburg-Osternburg
Streckenlänge: 54 km; Verkürzung auf 36 km möglich
Streckenbeschaffenheit: Befestigte, oft asphaltierte Wege
Geeignet für: Jung und Alt
Ausrüstung: Tourenrad und Proviant


Liebe Freunde historischer Kirchen,
Wir freuen uns, dass Sie sich für die Tour 2 unserer Fahrradroutenserie "Von Kirchturm zu Kirchturm" in einer der schönsten Städte des Nordens interessieren. Oldenburg ist Großstadt, Universitätsstadt und auch Behördensitz der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
Diese Stadt begeistert durch ihre ganz besondere Lebensqualität und ihr vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot.
Schnell erreichbar, bieten der nördliche Landkreis Oldenburg und die südliche Wesermarsch eine wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft aus Moor, Geest und Marsch. Entlang der Hunte wurden die Gebiete schon früh besiedelt und weisen so heute eine interessante (Kirchen)Geschichte auf.
Weitere Abwechslung ist durch die Storchenpflegestation Wesermarsch zwischen Berne und Hude in Glüsing und das wunderschöne Klosterareal des 1232 errichteten Zisterzienserklosters in Hude garantiert.

Eine gute und erholsame Fahrt wünscht die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Oberkirchenrats



Wir starten unsere Fahrradtour an der Dreifaltigkeitskirche in Oldenburg-Osternburg, Cloppenburger Straße 17, die wir uns erst einmal ansehen.

Dreifaltigkeitskirche, Oldenburg-Osternburg

Die ersten hundert Reichstaler zur Errichtung der Kirche gab Graf Anton Günther 1614 aus der Erbschaft seiner Mutter, weitere hundert 1615 aus der Rentei. Auch die Schwestern des Grafen beteiligten sich mit 50 Talern. Das Bauwerk wurde 1616 fertig. Aber schon 1643 war die Kirche zu klein und man bat um eine landesweite Kollekte für die Erweiterung. Das Ergebnis der Sammlung reichte offenbar nicht. Erst 1734 wurde die Kirche um gut vier Meter nach Westen verlängert und der frühere Holzturm durch einen steinernen ersetzt. Seitdem steht die Dreifaltigkeitskirche im wesentlichen unverändert an ihrem Platz. Renoviert wurde sie 1966 und 1981.
Das aus Messing getriebene Becken im Taufstein wurde laut eingravierter Widmung 1667 gestiftet. Der kelchförmige Taufstein ist wahrscheinlich älter als das Becken. In Eckwarden und Tossens stehen gleichartig geformte und verzierte Taufsteine, die urkundlich bzw. signiert von 1616 und 1623 aus der Werkstatt Ludwig Münstermanns stammen. Seit 1817 wurde er nicht mehr genutzt, da die Kinder zu dieser Zeit nicht mehr in der Kirche sondern im Pfarrhaus getauft wurden. Das ist heute wieder anders.
 
Die Kanzel stammt von 1616 und wurde aus grauem Sandstein gearbeitet. In den flachen Bogennischen sind die Wappen des Grafenpaars Anton Günther und Sophia Catharina gemalt, neuerdings auch die Namen und Daten von Predigern, die von dieser Kanzel den Bibeltext auslegten. Im Inneren des sechseckigen Schalldeckels schwebt eine Taube als Sinnbild des heiligen Geistes.

Gottesdienst: sonnabends 18 Uhr, sonntags 10 Uhr

Besichtigung: täglich von 9:00-15:00 Uhr, sonnabends von 10:00-11:00 Uhr  Kirchenführungen: sonnabends von 10:00-11:00 Uhr

Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Osternburg, Lustgarten 10, 26135 Oldenburg, Tel. 0441-99879760.

 

Von dort fahren wir rechts auf die Cloppenburger Straße, geradeaus über die Kreuzung zur Stedinger Straße und Holler Landstraße. Von der Brücke an ist der Hunteweg, dem wir folgen wollen, ausgeschildert. Nach drei Kilometern überqueren wir bei der Einmündung der Werrastraße (Hinweisschild "Gewerbegebiet Osthafen") die Straße. Dort beginnt der verkehrsfreie Rad-Fußweg, der idyllisch neben dem Blankenburger Holz und dem Stadtwald entlang verläuft, vorbei am Kloster Blankenburg.

Kloster Blankenburg

Am 5.Dezember 1294 weihte der Erzbischof Giselbert von Bremen das Kloster Blankenburg. Das Entstehen dieses Klosters war dem Wunsch einiger Ritter zu verdanken, ihre unverheirateten Töchter in geachteter Lebensstellung versorgt zu sehen. Für die Aufnahme der Töchter und Fürbitten der Lebenden und Toten erhielt das Kloster Grundeigentum und Stiftungen.
Trotz aller Erwerbungen aber blieb das Kloster Blankenburg arm. 1499 beauftragten die Oldenburger Grafen die "Schwarze Garde", einen umherziehenden Landsknechthaufen von 6000 Mann, Butjadingen zu überfallen. Zuerst jedoch plünderte und verwüstete die Horde Blankenburg. Herzog Erich von Braunschweig und Bischof von Osnabrück und Paderborn wendete sich an alle Geistlichen seiner Diözese, Blankenburg zu helfen. So kam vermutlich auch der schöne Kelch aus dem St. Michaels-Kloster in Lüneburg, der heute im Stadtmuseum Oldenburg zu finden ist, als Schenkung nach Blankenburg.
Die Gedanken der Reformation Luthers machten sich allmählich bemerkbar und der Übergang in die neuen Bedingungen bei den Dominikanerinnen vollzog sich in ruhigen Bahnen. Die letzte Urkunde wurde 1557 an die Priorisse Alheidis gerichtet.
Schließlich ging das Kloster Blankenburg in den Besitz des Oldenburger Grafen über, der dort eine Brauerei errichten ließ. 1632 stiftete Graf Anton Günther das "Armen- und Waisenhaus Kloster Blankenburg". Ungefähr 150 Jahre später wurde Blankenburg ein Hospital für psychisch Kranke. Im folgenden 19. und 20. Jahrhundert wurde das Kloster unterschiedlichen sozialen Zwecken zugeführt.


Klosterkirche Blankenburg
Gottesdienst: sonntags 11 Uhr

Kirchenführung: Gruppen nach Absprache mit Pfarrer Rauer, Tel. 0441-25158

Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Osternburg, Lustgarten 10, 26135 Oldenburg, Tel. 0441-99879760.


Einkehrmöglichkeit: Das Radlercafé "Huntewasser" in Iprump. (Öffnungszeiten: April bis September/Oktober, Samstag: 14:00 bis 18:00 Uhr, Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr.

Nach 9,5 Kilometern folgen wir beim neuen Sielhaus dem Hinweis "Holle" für einen Abstecher zur St. Dionysius Kirche Holle auf den Holler Sandberg, den wir nach zweimaligem Abbiegen rechts/links nach 900 Metern erreichen. Das Fahrradsymbol zeigt den Weg. Hinter der Kirche rechts finden wir einige Kriegsgräber, die auf die Kämpfe Ende des 2. Weltkrieges hinweisen. Hier wurde damals von deutschen Truppen der Kirchturm gesprengt.

St.-Dionysius-Kirche, Holle

Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche erbaut. Sie steht auf einer natürlichen Sandkuppe, also keiner von Menschenhand aufgeschütteten Wurt. Eine im Ostteil der Südmauer befindlichen Inschrifttafel erinnert daran, dass man 1741 die Osthälfte der Kirche neu errichtete, weil sie 1740 eingestürzt war. Die Kirche wurde um neun Fuß verlängert und erhielt eine hölzerne Flachdecke.
Am 2. Mai 1945 wurde der 1868 errichtete Turm von deutschen Truppen gesprengt. Die anrückenden kanadischen Truppen sollten nicht von diesem Ausguck in das Hinterland des nördlichen Hunteufers sehen können. Der stürzende Turm riss die Westfassade und den anschließenden Teil der Kirche mit. Die Gewölbe von Vorraum und Schiff hielten ebenfalls nicht stand. Die Ruine der Kirche war ein trauriger Anblick.
Bis 1949 dauerte der Wiederaufbau, wobei einiges verändert wurde. Unter anderem erhielt der gesamte Innenraum eine Balkendecke. Sehenswert ist vor allem die Kanzel von Ludwig Münstermann. Er schuf sie 1637. Von ihm sind auch Taufstein und Deckel, die jetzt allerdings im Landesmuseum zu finden sind.

Gottesdienst: sonntags 14-tägig, 10:00 Uhr

Besichtigung: nach Absprache mit dem Pfarramt (Schlüssel kann auch bei der Küsterin Edith Wenke abgeholt werden, Tel. 04484-294)

Kirchenführung: nach Absprache mit dem Pfarramt

Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Holle-Wüsting, Hauptstraße 28, Wüsting, 27798 Hude, Tel. 04484-359.

 


Nachdem wir nun den Weg zum Sielhaus zurückgefahren sind, biegen wir dort scharf rechts wieder auf den Hunteweg ein.
Nach 4 Kilometern geht es auf schmaler Straße weiter. Um die St.-Marien-Kirche in Neuenhuntdorf zu finden, müssen wir nach ca. 450 Meter auf ein breites Holztor auf der linken Seite achten. Durch dieses Tor führt der Fußweg zur Kirche.

St.-Marien-Kirche, Neuenhuntorf

Die Kirche wurde am 11. Oktober 1489 von Hermann von Rethem, Titularbischof von Sebaste in Palestina als Vertreter des Bischofs von Münster, der damals zugleich Administrator des Bremer Erzbistums war, geweiht.
Benediktiner des Klosters "St. Paul vor Bremen"  hatten im Jahr 1261 die Marienkapelle gegründet. Neuenhuntorf (Nygenhuntorpe) nannte man aber erst in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Bauernhöfe, die nordwärts an den Huntedeich verlegt wurden, die frühere Stelle hieß "Oldenhuntorpe" und schließlich "Köterende". Das Kloster St. Paul überließ dann 1489 die Warfstätte als Bauplatz für die neue Kirche. Die alte Kapelle wurde nicht aufgegeben, sondern diente vermutlich den Mönchen als "Eigenkapelle".
1502 verlängerte man die neue Marienkapelle nach Westen. 1977 wurde sie grundlegend renoviert. Sehenswert ist auch das Grabmal von Anton Günther Mönnichs (später von Münnich) Ehefrau Sophia geb. Oetken. Es hat die Form eines Hauses und wurde in Bremen aus Obernkirchner Sandstein gefertigt. Auf dem Wasserweg transportierte man die Steine bis zum Huntedeich am Friedhof Neuenhuntorf, wo das Grab lag.

Gottesdienst: 2. und 4. Sonntag im Monat um 10 Uhr, ab März jeder 1. Sonntag im Monat 19 Uhr (Änderungen sind möglich)

Besichtigung: nach Absprache, Küsterin Frau Garduhn Tel. 04406-6442 oder Pfarrer Hammann Tel. 04406-272

Kirchenführungen: auf Anfrage

Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Neuenhuntorf, Moorstraße 6, Köterende, 27804 Berne, Tel. 04406-272.

 


Danach sind es noch 3 Kilometer bis Huntebrück und zur B 212. Nachdem wir sie überquert haben, steht eine Entscheidung an. Entweder fahren wir auf dem Radweg entlang der Bundesstraße die 2,5 Kilometer direkt nach Berne oder wir folgen der abwechslungsreichen Sielroute. Dabei geht es ein kleines Stück in Richtung Huntebrücke und direkt vor ihr rechts ab und bei der ersten Abzweigung gerade aus. Nach 4,7 Kilometer biegen wir rechts in die B 74 ein und befahren sie ca.800 Meter. Nachdem wir die Kreuzung halb umrundet haben, erreichen wir gleich rechts die St.-Aegidius-Kirche, deren Südportal geöffnet ist.

St.-Aegidius-Kirche, Berne

Auf einer von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderung durchgehend besiedelten Wurt erhebt sich die Kirche. Im 11. Jahrhundert kamen Neusiedler in die Marsch und bauten eine Kirche, die auf das Jahr 1057 datiert wurde. Dies war vermutlich eine Holzkirche. Durch die Eindeichung des Landes kamen die Siedler in relativ kurzer Zeit zu Wohlstand. So konnten sie um 1160 die Holzkirche durch eine stattliche Steinkirche ersetzen. Sie wurde St. Aegidius geweiht. Erhalten aus dieser Zeit blieben der Turm, das romanische Westportal sowie die Nordwand.
Die Neusiedler, genannt Stedinger, wohlhabend und selbstbewusst, hatten Jahrzehnte Streitigkeiten um Abgaben mit dem Bremer Bischof. Der erklärte sie schließlich zu Ketzern und am 27. Mai 1234 vernichtete ein Kreuzfahrerheer die Stedinger bei Altenesch. Erzbischof Gerhard II. von Bremen beschloss, die Kirche der "Ketzer" teilweise zu schleifen und eine neue, noch größere Kirche als Zeichen seines Sieges zu bauen.
Durch den Umbau entstand dann Mitte des 13. Jahrhunderts die imposante Berner Hallenkirche. St.-Aegidius wurde im 15. und 16. Jahrhundert viele Male umgebaut.
Bemerkenswert sind Kanzel, Altar und Altarretabel von Ludwig Münstermann. Der Plan des Retabels stammt noch von Münstermann selbst, die Ausführung vermutlich von seinen Söhnen und anderen Mitarbeitern seiner Hamburger Werkstatt.

Gottesdienst: sonntags 10:00 Uhr, jeden 3. Sonntag im Monat 19:00 Uhr

Besichtigung: von ca.  8:00 – 17:00 Uhr geöffnet

Kirchenführungen: nach Absprache, 25 € pro Gruppe

Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Berne, Am Kirchhof 4, 27804 Berne, Tel. 04406 – 238.

 


Zur Weiterfahrt auf der Sielroute kehren wir zur Kreuzung zurück, biegen rechts Richtung Fähre ab und nach 600 Metern hinter der Brücke wiederum rechts. Bei Hiddigwarden verlassen wir nach 3,5 Kilometern die abwechslungsreiche Strecke der Sielroute rechts Richtung Hude. Bald danach müssen wir die Bundesstraße 212 überqueren. Nach 2,8 Kilometern beim Ortsschild "Hiddigwardermoor" (Buswartehäuschen) der Fahrradbeschilderung folgen und drei Mal links / rechts fahren, zuletzt in den Klosterweg. In Hude fahren wir nach ca. 5,2 Kilometern noch einmal links / rechts bis wir nach 500 Metern das wunderschöne Areal mit St. Elisabeth-Kirche, Klosterruine, Mühle und Klosterschänke erreichen. In der Klosterschänke kann man täglich einkehren.

Klosterruine Hude und St.-Elisabeth-Kirche

Das Kloster Hude wurde 1232 durch den Zisterzienserorden gegründet. Heute sind nur noch die Kirchenruine, die Torkapelle aus der Zeit um 1300 (jetzige St.-Elisabeth-Kirche) und das Abthaus erhalten. Mehr als zwei Jahrhunderte begrub man innerhalb der Klostermauern die Grafen Oldenburgs.
Soziale Umbrüche im Verlauf der Reformation läuteten den Niedergang ein. 1536 wurde das Kloster aufgelöst. Die große Nachfrage an Baumaterial führte zum teilweisen Abbruch, der erst 1687 mit dem Erwerb des Klosters durch Kurt Veit von Witzleben endete.
Wunderschön sind in der St.-Elisabeth-Kirche die Wandmalereien des frühen 14. Jahrhunderts. Dargestellt werden unter anderem die heilige Elisabeth (rechte Chorwand), die heilige Katharina (linke Chorwand) sowie Christus mit Kain und Abel (Chorgewölbe). Das Altarretabel entstand um 1300 und ist das älteste erhaltene Schnitzwerk seiner Art im nördlichen Niedersachsen. Es zeigt in 24 hochrechteckigen Feldern Szenen aus dem Leben und Leiden Christi.

Gottesdienst: sonntags 10:00 Uhr, 1. Sonntag im Monat 17:00 Uhr (bitte genaue Informationen der Zeitung entnehmen)

Besichtigung: 9:00-16:00 Uhr, es empfiehlt sich die Absprache mit dem Kirchenbüro Kirchenführungen: nach Absprache mit Frau Gerdes-Röben, Tel. 04408-6829 Kontakt: Ev.-luth. Kirchengemeinde Hude, Vielstedter Str. 48, 27798 Hude, Tel. 04408-9231.92.


Von Hude aus kann man mit dem Zug nach Oldenburg zurückfahren. Wer weiterradeln möchte, biegt hinter der Elisabeth-Kirche rechts auf die Straße, die nach Wüsting führt. Nach 3,5 Kilometern biegen wir rechts in die Freiherr-von Münnich-Straße, dann links in die Hauptstraße von Wüsting ein. Dort geht es rechts in die Raiffeisenstraße. Wir verlassen diese sofort wieder rechts in die Bahnhofstraße, die in die Neuenweger Reihe übergeht. Von hier biegen wir links Richtung Oldenburg in die Holler Landstraße ein und kehren über die Stedinger Straße zu unserem Ausgangspunkt zurück.

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